Das Monochord

Einen Einblick in Gebiete der Gehörbildung (insbesondere Akustik, Intonation, Partialtöne) (s. Instrumentenbaureport) sowie eine methodische Aufarbeitung in Form einzelner Unterrichtseinheiten unter Verwendung des traditionell in der Musiktheorie verwendeten Meßinstruments Monochord bietet meine Arbeit Das Monochord als Gegenstand der Gehörbildung (Vorschau verfügbar). Hierin finden Sie auch eine ausführliche Bauanleitung für ein Monochord. Visuelle Eindrücke vom Monochordbau erhalten Sie in der Fotogalerie. Praktisch wird es bei den Versuchen am Monochord.

Hier können Sie einen Vortrag von mir über die Verwendung des Monochords im Gehörbildungsunterricht mit klanglichen Demonstrationen hören.

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 Musiktheorie-Vortrag vom 6. Juli 2005 in der Musikhochschule Würzburg

Das Monochord (vom griech. μονος u. χορδε, ins Deutsche mit „Einsaiter“ übersetzt) weist in seiner Geschichte unterschiedliche Arten seiner Verwendung auf. Neben seiner untergeordneten Bedeutung als selbständiges Instrument hatte es v.a. als theoretisches Lehrinstrument und Meßinstrument in der Musik aber auch in zahlreichen anderen Gebieten (z.B. Bildende Kunst, Architektur) große Bedeutung. Seine Entstehung und Verwendung wird, antiken und mittelalterlichen Quellen zu Folge, Pythagoras (6. Jh. v. Chr.) und seinem Kreis der Pythagoreer zugeschrieben. Möglicherweise ist sein Ursprung noch früher anzusetzen. Die früheste überlieferte Quelle (300 v. Chr.) zum Monochord findet sich in Euklids Schrift Κατατομη κανονς (lat. sectio canonis, dt. Teilung des Kanons). Hier führt er die unterschiedlichen Teilungen der Saite vor und beschreibt u.a. ein 15-stufiges diatonisches System im Doppeloktavrahmen. Die Bezeichnung ‚Kanon’ (das Maßstab-Gebende, die Regel, Richtschnur) für das Monochord (erstmals erwähnt bei Nikomachos, 2.Jh.n.Chr.) verdeutlicht zugleich seine Funktion. Unter einem Kanon verstand man eine Maßleiste unter oder neben einer Saite bzw. auch die Darstellung der Ergebnisse mit Hilfe einer Proportionszahlen-Reihe. Diese Darstellung wird in der folgenden Abbildung besonders deutlich.

Monochorddarstellung bei M. Praetorius (1619)

Das Monochord besteht seines Namens nach zwar nur aus einer Saite, dennoch findet sich bereits bei Ptolemaios († 161 n. Chr.) die Beschreibung eines 8- und sogar 15-saitigen Instruments. Wegen der besseren Darstellung und Demonstration verschiedener Teilungen bzw. Skalen und mehrstimmiger Akkorde etc. eigneten sich bevorzugt mehrsaitige Monochorde (siehe nächste Abbildung) bzw. Polychorde. Aufgrund der baugeschichtlichen Entstehung, der musikhistorischen Beschreibung und der Tatsache, dass mehrere Saiten eines Monochords in der Regel aus demselben Material und einer gemeinsamen Länge bestehen sowie auf einen gemeinsamen Ton gestimmt sind (sich also wie eineSaite verhalten), wird in der vorliegenden Arbeit immer nur vom Monochord die Rede sein. Monochorde hatten immer eine variable Gestalt und wurden, je nach den Bedürfnissen, immer wieder abgewandelt

Mittelteil des Monochords von Heinrich Grimm (1593-1637)

Sonomètre von J. Rambosson (1878), Monochord von J. Poussot (1889)

Welche Bedeutung das Monochord lange Zeit hatte, wird in einem Zitat aus A. Werckmeisters Abhandlung Musicae mathematicae hodegus curiosus deutlich: ‚Von Beschaffenheit der wahren Music’: Wir haben in den musikalischen Dinge zweene Richter / welche sind Sensus [Sinneswahrnehmung (d.A.)] & Ratio [Verstandesbeweis (d.A.)], ohne diese beyd kann nichts gewisses und gründliches geschlossen werden. Diese beiden Grundrichtungen – sensus & ratio – der Musiktheorie seit der Antike bis in die frühe Neuzeit finden in der Anwendung am Monochord eine bemerkenswerte Entsprechung zwischen auditiver Wahrnehmung einerseits und den gefundenen mathematischen Gesetzmäßigkeiten andererseits. Es herrschte die Einstellung, dass ohne die Monochordlehre eine gründliche Musiklehre nicht möglich war. Die Versuche und die Vorstellung, den Kosmos als Zusammenspiel bestimmter Proportionen darzustellen, verdeutlichen viele Abbildungen im Laufe der Musikgeschichte. Monochorddarstellung bei M. Praetorius (1619) Das Monochord besteht seines Namens nach zwar nur aus einer Saite, dennoch findet sich bereits bei Ptolemaios († 161 n. Chr.) die Beschreibung eines 8- und sogar 15-saitigen Instruments. Wegen der besseren Darstellung und Demonstration verschiedener Teilungen bzw. Skalen und mehrstimmiger Akkorde etc. eigneten sich bevorzugt mehrsaitige Monochorde (siehe nächste Abbildung) bzw. Polychorde. Aufgrund der baugeschichtlichen Entstehung, der musikhistorischen Beschreibung und der Tatsache, dass mehrere Saiten eines Monochords in der Regel aus demselben Material und einer gemeinsamen Länge bestehen sowie auf einen gemeinsamen Ton gestimmt sind (sich also wie eine Saite verhalten), wird in der vorliegenden Arbeit immer nur vom Monochord die Rede sein. Monochorde hatten immer eine variable Gestalt und wurden, je nach den Bedürfnissen, immer wieder abgewandelt.

Robert Flud, monochordum mundorum, Oppenheim 1617

In diesem Sinne leistete Hans Kayser mit seinem Lehrbuch der Harmonik Herausragendes, was eine Zusammenfassung der Überlieferung und moderne Forschung am Monochord sowie deren Verbindung zu anderen Forschungsgebieten anbelangt. Das Monochord war immer Gegenstand verschiedener theoretischer Spekulationen und hatte gleichfalls auch mythische Bedeutung. Dies spielt mitunter bis heute noch eine Rolle bei den unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten des Monochords. Als eigenständiges Instrument spielte das Monochord, wie schon gesagt, nur eine untergeordnete Rolle. Jedoch als Vorläufer der Tasteninstrumente wie auch anderer Streichinstrumente (z.B. Trumscheit) ist seine Bedeutung nicht zu unterschätzen. M. Praetorius schreibt, „das Clavichordium ist aus dem Monochordo (nach der Scala Guidonis, welche nit mehr als 20.Claves gehabt hat) erfunde und ausgetheilet worden; denn an statt eines jeden Bundes auffm Monochordo, hat man ein Clavem [Taste] auffm Clavichordio gemacht;…“. Da das Instrument Monochord seit seiner Entdeckung vor allem als Lehr- und Meßinstrument entscheidende Bedeutung inne hatte – sogar im Gesangsunterricht war es Ende des 19. Jhs. noch vereinzelt im Gebrauch –, soll es Aufgabe der Arbeit Das Monochord als Gegenstand der Gehörbildung sein, inwieweit sich die vergangenen methodischen Ansätze im heutigen Gehörbildungsunterricht in Bezug auf bestimmte curriculare Lehrinhalte verwenden und sinnvoll gestalten lassen. Es gibt zwar insbesondere auf dem Gebiet der Akustik und der Gehörbildung ausgezeichnete Möglichkeiten der Erarbeitung und Vertiefung mittels Computer, doch kein Medium bietet ein derartig vielfältiges Betätigungs- und Anschauungsspektrum wie das Monochord. In diesem Sinne will diese Arbeit auch versuchen, dem „ehrwürdigsten wissenschaftlichen Versuchsinstrument der Menschheit“, wie Hans Kayser es nennt, zu einer kleinen Renaissance zu verhelfen und dem Interessierten sogar eine Anleitung zum Selbstbau zu geben.

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